Schwachstellen im Verkehrsnetz von Bülach

Schwachstellen im Verkehrsnetz von Bülach

Eine alte Leier !

von Ruedi Meister, Bülach – BSB – www.beobachter-stadt-buelach.ch

14.6.2016 / 14.6.2017 aktualisiert

Was tut der Stadtrat dagegen? Nichts!

Nachfolgend sind die gravierendsten Schwachstellen des Verkehrsnetzes von Bülach aufgelistet. Obwohl umfangreich, erheben sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Fehlende Ost-Westverbindung

Vor allem fehlt eine leistungsfähige Strasse von Ost nach West, die den Durchgangsverkehr von der Winterthurerstrasse Richtung Höri, insbesondere aber zur Hochfelderstrasse mit den anliegenden wichtigen kommunalen und regionalen Institutionen (wie z.B. Spital, Sportanlage Hirslen etc.) und den Verkehr von und nach Hochfelden aufnimmt. Zur Zeit und auf Jahre hinaus muss die eigentliche Zentrumsdurchfahrt (Kasernenstrasse) und die Altstadtumfahrung dafür herhalten. Nur der seit bald vierzig Jahren geplante Dettenbergtunnel und eine zusätzliche direkte Verbindung von der Winterthurer- über die Schaffhauser- zur Hochfelderstrasse kann den innerstädtischen Verkehr von Ost nach West in Bülach nachhaltig entlasten. Dies gilt auch für den Verkehr aus dem Embrachertal zum Einkaufszentrum Bülach-Süd und Bachenbülach.

Zentrumsdurchfahrt

Der Verkehr auf der Zentrumsdurchfahrt ist vor allem in der Hauptverkehrszeit am Anschlag. Staus kommen täglich immer öfters, am Abend dauernd vor. Tendenz zunehmend. Vor allem für die zahlreichen ÖV-Gelenkbusse sind die Strassen zu schmal und die behindernden Richtungsänderungen für eine reibungslose Fahrt nicht geeignet. Auch Güterumschlag ist bei den engen Strassenverhältnissen nicht ohne Behinderung möglich. Velofahrer benützen bei Staus vermehrt die Trottoire und gefährden damit die Fussgänger. Für diese, ganz besonders aber für die älteren Leute, wird es im dichten Verkehr immer schwieriger, die untere Bahnhof- und die Kasernenstrasse im Zentrum gefahrlos zu überqueren. Die jetzige ungeeignete Bus-Route über die Schaffhauser-/Winterthurer- und untere Bahnhofstrasse könnte problemlos über die Kreuzstrasse geführt werden.

Strassenknoten Bahnhof-/Winterthurerstrasse (Kleider Keller)

Es ist schon sehr erstaunlich, dass an diesem Ort nicht mehr Unfälle passieren. Fastkollisionen sind aber an der Tagesordnung. Ausserdem wird der Verkehr, auch der öV, über diese Kreuzung durch den ungeordneten Fussgängerverkehr dauernd massgeblich beeinträchtigt. Zeitweise wird hier das Faustrecht touchiert. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Behörde die potenzierten Gefahrenmomente (Enge Strassenverhältnisse, Kurve, Fahrbahnhaltestelle, Fussgängerstreifen mit viel Fussgänger) an dieser Stelle nicht gebührend beachtet. Es ist ein Gebot der Vernunft, den stark belasteten und sehr gefährlichen Strassenknoten mit einer Lichtsignalanlage auszustatten. Die Ästhetik hat hier aus Gründen der Verkehrssicherheit zurück zu stehen.

Sackgasse Bahnhofstrasse. Bushof Bahnhofplatz

Die Sackgasse „Bahnhofstrasse“, über die sehr viel Busverkehr geführt wird, müsste längst vom Verkehr befreit werden, der nicht unbedingt auf dieser Achse verkehren muss. 1971 war es für Bülach eine Erlösung, als der Schwerverkehr endlich über die A51 und nicht mehr durch das Städtchen rollte. In der Zwischenzeit sind die schweren Fahrzeuge auf über 200 wesentlich grössere Buseinheiten (als damals) im Tag angewachsen und im Dezember 2018 sind nach Einführung des Viertelstundentaktes fast doppelt so viele auf der Bahnhofstrasse zu erwarten. Obwohl das Interesse der Bevölkerung gross ist, wird sie bezüglich den laufenden Planungen im Busbereich, ganz speziell beim Bahnhof (Herti), überhaupt nicht orientiert. Ein baureifes Projekt, das vor allem die Bahnhofstrasse entlasten würde, ist bis heute nicht bekannt geworden. So ist auch die Frage nicht beantwortet, was geschieht, wenn auf der stark frequentierten Bahnhofstrasse ein grösserer Schadenfall passiert, sie dadurch blockiert wird und damit ein gravierender Verkehrskollaps eintritt?

Altstadtumfahrung

Die Altstadtumfahrung mit ihren engen Strassenverhältnissen, Fahrbahn-Bushaltestellen und drei Kreiseln verdient den Namen Umfahrung nicht mehr. Sie ist keine Alternative zur Zentrumsdurchfahrt. Dazu kommt, dass die Schaffhauserstrasse im Abschnitt Winterthurerstrasse bis zum Knoten Untertor wegen den geschilderten einschränkenden Massnahmen auf der Kantonsschul- und Schwerzgruebstrasse immer mehr an ihre Belastungsgrenze stösst, insbesondere in den Hauptverkehrszeiten.

Hochfelderstrasse

Die Hochfelderstrasse wird nach der Fertigstellung der Sporthalle Hirslen und einer weiteren beim Schulhaus Hinterbirch zusätzlichen Verkehr aufweisen. Der gefährliche Radweg anliegend an die Hochfelderstrasse wird insbesondere von Kindern mit Velos benutzt. Die Gefahren und Unfälle werden zunehmen. Bis heute sind keine Massnahmen bekannt geworden, die die Strasse sicherer machen würden. Ausserdem: Die Wegweisung in Bülach nach Hochfelden ist auf Stadtgebiet äusserst mangelhaft und ungenügend.

Winterthurerstrasse und Zufahrt Post

Durch den Mehrverkehr, der die Winterthurerstrasse seit den verkehrsberuhigenden Massnahmen auf der Kantonsschul- und Schwerzgruebstrasse aufzunehmen hat, wird die Zu- und Wegfahrt Seemattstrasse/Post an der Winterthurerstrasse immer problematischer und der unerwünschte Schleichverkehr durch die Quartiere Seematt und Bergkapell nimmt stetig zu. Schon bald wird die Verkehrssituation noch prekärer, wenn das neu entstehende Quartier „Winterthurerstrasse“ mit über 80 Wohnungen über die Sonnmattstrasse erschlossen wird, – in nur dreissig Meter Entfernung zur Seemattstrasse. Folgerung: Die Schwerzgrueb- und Kantonsschulstrasse ist zur Entlastung der Winterthurer- und Schaffhauserstrasse wieder auf ihren ursprünglichen Standard zurückzubauen (bis zur Realisierung des Dettenbergtunnels und der Ost-West Achse).

Behinderter Busverkehr

Die 2.5 Meter breiten Busse müssen heute in der Stadt Bülach mehrheitlich auf viel zu schmalen und verwinkelten Strassen verkehren. Der Fahrplan gerät schnell einmal in Verzug. Verbesserungen sind auch hier in den nächsten zehn Jahren nicht zu erwarten. Inskünftig sind aber auf Strassen mit Buslinien bauliche Behinderungen (wie z.B. Allmend-/Feldstrasse) auszuschliessen. An Orten, wo solche schon vorhanden sind, sind diese baldmöglichst wieder zurückzubauen. Bushaltestellen auf Durchgangsstrassen sind in weiser Voraussicht immer mit Buchten zu realisieren.

Weitere Schwachstellen – Probleme

Öffnung der Spitalunterführung für Pw. – Öffnung der Lindenhofstrasse. – Verbessern der Durchgängigkeit der Kasernenstrasse im Westen. – Ersatzstrasse (4) für den nicht Autobahn tauglichen Verkehr nach Inbetriebnahme der Autobahn durch den Hardwald.

Teure Fehlplanung in Bülach-Süd – und in Bülach Nord ?

Die Verkehrsentwicklung im Gebiet Erachfeld (Bülach-Süd) wurde in der Vergangenheit mehrfach falsch eingeschätzt. Zur Zeit wird das Verkehrsregime im Erachfeld und auf der Grenzstrasse für teures Geld umgekrempelt, um begangene Fehler und Unterlassungen zu korrigieren. Nachdem die Feldstrasse schon einmal mit einem Trottoir ergänzt werden musste, wird sie schliesslich auf einer Länge von rund 500 Meter als Einbahnstrasse signalisiert. Bus und Velofahrer sind davon ausgenommen. Für den unterbundenen Autoverkehr wurde die Ifangstrasse, gebaut. Sie wurde kürzlich in Betrieb genommen und wird den Steuerzahler von Bülach rund 10 Millionen Franken kosten (mit Umbauten auf der Grenzstrasse fast 20 Millionen Franken). Sicher ist es keineswegs, dass die bis anhin nur sporadisch auftretende nachteilige Verkehrssituation im Süden von Bülach damit beseitigt ist. Es wird interessant sein, wie sich das neue Verkehrsgeschehen auf die Belastung der Zürichstrasse, aber auch des Wohnquartiers Gringglen/Böswisli (Tempo-30-Zone) mit der Feld- und Allmendstrasse auswirken.wird.

Besorgt wird auf den künftigen Stadtteil Bülach-Nord geschaut, ob hier nachhaltiger geplant wird. Die geradezu furchterregenden Bauten, die aus dem Boden spriessen, verheissen nichts Gutes, derweil in Sachen Verkehr gar nichts geschieht. Der ideale Platz für einen West-Ost-Viadukt über die Gleise wird verbaut. Nebst der Tatsache, dass auf Einwände von Einwohnern, die vom Mitwirkungsverfahren Gebrauch gemacht hatten, nicht eingetreten wurde, sind überhaupt keine neuen Projekte an die Öffentlichkeit gelangt, die den Verkehr im Zentrum von Bülach flüssiger machen oder entlasten würden. So wird der zusätzliche Verkehr vom neuen Stadtteil Bülach-Nord, aber auch derjenige von den Wohngebieten östlich der Schaffhauser- und Zürcherstrasse zur Katholischen Kirche, zum Spital, Bezirksgebäude, Vita-Parcours, Sport-Zentrum Hirslen und weiter Richtung Westen das Stadtzentrum auf Jahrzehnte hinaus noch belasten und die Verwirklichung der Ost-West Traverse wird nur noch durch teure Tunnellösungen möglich sein.

Schlussfolgerung

Das vom Stadtrat am 23.2.2012 in Kraft gesetzte Gesamtverkehrskonzept (GVK) ist untauglich, um die Probleme zu lösen. Es stimmt einfach nicht, dass das Konzept politisch breit abgestützt und nur Sache des Stadtrates ist. Es waren mehrheitlich tendenziell motivierte Personen, die in der GVK – Kommission Einsitz hatten. So wichtige Bedürfnisse der Bevölkerung sind von einer wesentlich grösseren politischen Körperschaft zu sanktionieren (Gemeinderat oder sogar Volksabstimmung). Lassen dies die bestehenden Vorschriften nicht zu, sind sie sofort zu ändern. Das GVK ist unverzüglich durch eine Kommission zu überarbeiten und anschliessend dem Gemeinderat zur Beratung und Beschlussfassung zu unterbreiten.

Das pdf – Dokument öffnet sich in einem neuen Fenster.  Schwachstellen Verkehr.Broschüre.2017.06