Scherbenhaufen statt Sportanlagen!

 

Das sportliche Bülach steht vor einem teuren Scherbenhaufen. Die Sportstättenplanung der letzten sechs Jahre ist nicht allein der Kulturlandinitiative zum Opfer gefallen, wie es die Medienmitteilungen aus dem Stadthaus glauben machen wollen. Bei den Wahlen 2006 dominierten neue Kräfte, die frischen Wind ins Ratshaus tragen wollten, als Quereinsteiger aber keinerlei Dossierkenntnis und wenig Erfahrung in Planungs- und Projektfragen einbrachten. Die langjährigen Vorgänger in der Exekutive boten mehrmals Unterstützung und Hilfe an. Doch, ohne die Vorarbeiten zu analysieren, wurden gigantische Projekte für bis zu acht Fussballfelder aufgegleist, Visionen von verschobenem Schwimmbad und neuen Standorten für Turnhallen (auf Land von nicht einmal vorinformierten Besitzern) in die Medien gebracht, Visionen, die schon wenige Tage danach in den Papierkorb wandern mussten. Ähnlich erging es schon zweien Projekten einer zentralen Stadtverwaltung.

Keine Frage, dass solches Vorgehen schon gegen eine Million Steuerfranken gekostet hat, zur Freude von vielen auswärtigen Planungsbüros. Aktuell erfindet ein Büro für 47‘000 Franken eine Umfrage zur Erkundung der Bürgerzufriedenheit und ein anderer Planer konzipiert (nicht baut) eine „stimmige“ Renovation von zwei Kinder-Spielplätzen. Was machen denn die vielen seit 2006 neu geschaffenen  Amtsstellen?

Doch nun zurück zur Sportstättenplanung, wo zuerst vier Jahre nichts geschah und dann mit frischem Wind am Ziel vorbeipolitisiert wurde, Bevölkerung und Parlament mehrfach euphorisch aber falsch informiert und einige Male gar belogen wurden. Der letzte hilflose Medienkommentar aus dem Ratshaus: „Irgendwie werden wir das Problem trotzdem lösen müssen“!

Vielleicht studieren nun die Verantwortlichen (zehn Jahre verspätet zwar) die Grundlagen, die der alte Stadtrat 1995 bis 2002 erarbeitet und planungsrechtlich umgesetzt hat. 1996 ist die aktuell gültige Bau- und Zonenordnung in Kraft gesetzt worden, welche eine der Stadt zu hundert Prozent gehörende Zone für Sport und Freizeit ausweist, die mehr als doppelt so gross ist wie der heutige Fussballplatz. Diese Einzonung im Nebelwinkel ist noch heute unbestritten rechtsgültig. Gemäss Masterplan, den der Unterzeichner 1999 erarbeiten liess, können darauf drei Fussballfelder, eine mit Tribühne, vier Tennisplätze, eine Dreifachturnhalle, die nötige Infrastruktur mit Garderoben, Gastronomie, Parkplätze, Zufahrt etc. realisiert werden. Und sogar für die Finanzierung eines solchen Projekts hat die damalige Behörde mit der Zonenänderung der bestehenden Fussballplätze vorgesorgt.

Diese 1996 in langen Verhandlungen mit dem Kanton erarbeitete, durchgesetzte und seit Jahren rechtsgültige Vorarbeit wurde vom frischen Wind ignoriert zugunsten grössenwahnsinniger Visionen, die beim Stimmbürger wohl kaum mehrheitsfähig gewesen wären, nun aber bereits vom Bundesgericht adacta gelegt wurden. Es bleibt die Hoffnung, dass der Stadtrat zehn Jahre verspätet, auf den Vorarbeiten seiner Vorgänger basierend, auf Feld 1 zurückkehrt und nun noch in dieser Amtsperiode ein realistisches, mehrheitsfähiges Projekt aufgleist. Dieses Engagement für eine Sportanlage haben die gewählten Mitglieder bei den letzten und vorletzten Wahlen versprochen, unabhängig von den exorbitanten Entschädigungs-Forderungen für die bisher erfolglosen Aktivitäten.

Uebrigens: Effizienz in Sachen Planung und Projektierung ist nicht abhängig vom Salär sondern von Wissen, Erfahrung, Führungs- und Umsetzungsvermögen. Wie hat letzte Woche alt Bundeskanzler Helmut Schmidt (94-jährig) erfolgreiches regieren definiert?: „Zum Erfolg braucht es Ueberblick und Tatkraft !“.