Artikel im Wospi vom März 2013:
Das Zentrumsdurchfahrtskonzept ist für den Papierkorb!
Der Stadtrat hat das Ingenieurbüro EWP in Effretikon beauftragt, die Zentrumsdurchfahrt Bülach zu optimieren. EWP präsentiert kosmetische Anpassungen, welche kein einziges der anstehenden Probleme lösen, jedoch zahlreiche neue Nachteile schaffen. Für diese Situationsverschlechterung sollen über drei Millionen Franken an Steuermittel verpulvert werden. Es ist unverständlich, warum weder der Stadtrat noch die Planer die wahre Ursache der Verkehrsüberlastung der Zentrumsumfahrung und der Zentrumsdurchfahrt analysiert haben. Hätten sie diese Analyse vorgenommen, würden sie anstelle von Kosmetik die Ursachen-korrektur planerisch angehen. Eine derart schnell wachsende Stadt wird im Zentrum in Kürze im Verkehr ersticken. Die Arealüberbauungs-Projekte Bülach Nord lassen grüssen!
Nimmt man den Ortsplan zur Hand, erkennt man leicht zwei Hauptursachen.
1. Der ganze innerstädtische Ost-West-Verkehr belastet die Altstadtumfahrung (oder benützt eben leider die Zentrumsdurchfahrt). Wird die eine Möglichkeit entlastet, kollabiert die andere.
2. Der Zielverkehr Bahnhofareal, vor allem der Busverkehr, wird durch den Engpass Kreuz geleitet, bei der Zu- wie auch bei der Wegfahrt. Und diese Busfrequenzen werden bei Einführung des Viertelstundentakts der SBB erst noch massiv gesteigert.
Eine fast kostenlose Verbesserung wäre kurzfristig erreichbar, wenn der vom Bahnhof abfliessende Verkehr Richtung Westen (Hochfelden, Höri, Kasernenareal) im Einbahnsystem über die Lindenhofstrasse abgeführt würde. Damit kann der Kreuzengpass massiv entlastet werden, auch von Bussen. Die Anzahl der Lärmbetroffenen würde sich erst noch reduzieren.
Langfristig muss man aber die Sackgasse Bahnhof überdenken. Wenn dies jetzt im Quartierplanverfahren Herti und bei der Planung Bülach Nord nicht zu Ende gedacht wird, ist der Schaden über Jahrzehnte zementiert. Es ist machbar, die Bahnhofstrasse über eine Unterführung mit der Schaffhauserstrasse zu verbinden. Ebenso soll die Spitalunterführung für den vom Bahnhof Richtung Westen abfliessenden Verkehr geöffnet werden.
Diese beiden Unterführungen sind zwar nicht gratis zu haben, aber gemäss einer vor 15 Jahren erarbeiteten Studie realisierbar. Das Gesamtverkehrskonzept lässt diese Vision aus reinen Kostengründen ausser Acht und entpuppt sich deshalb als kurzsichtig.
Ich kann mir den Vorwurf nicht verklemmen, dass zuviele Idealisten Pläne entworfen haben, die glauben, die neu zuziehenden Menschen könnten mit kleinkarierten halben Lösungen zu reinen Fussgängern umerzogen werden und das Verkehrsaufkommen werde sich dadurch rückläufig entwickeln. Schön wär’s aber nicht realistisch.
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