Kommentar Kuster Felix

 

Der Verkehr durchs Zentrum wächst gegenwärtig mit ca. 3% pro Jahr. Dass eine Lösung dafür im Öffnen von ein paar Einbahnstrassen und richtiggehenden Fluten des Zentrums liegen soll, ist absurd. Wer solche Vorschläge vorlegt, denkt im verkehrstechnischen Mittelalter.
Für die Gewerbetreibenden und Anwohner ist die Erreichbarkeit und das Parkieren überlebensnotwendig, was mit einer verkehrsberuhigten Lösung erreicht wird. Der reine Transitverkehr gehört kurzfristig auf die grosse oder kleine Umfahrung, gefühlte Zeitverluste von 10 oder 15 Sekunden sind kein Argument dagegen.
Mittelfristig ist eine neue Transversale unumgänglich wenn Herti und Bülach Nord entwickelt werden.

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Ich habe Ihre Publikation genügend genau studiert und glaube auch, sie verstanden zu haben. Aber der von Ihnen genannte Zweck einer Entlastung des Zentrums erschliesst sich für uns leider gar nicht.

Eine offene Lindenhofstrasse wirkt doch äusserst anziehend für die Achse Embrach-Richtung Westen, Verkehr ist wie Wasser und füllt den kürzesten Weg mit der grössten Menge bis er überläuft.

Wenn den BSB der abfliessende Verkehr vom Bahnhof Richtung Höri und Hochfelden so wichtig ist, würde man ja vielleicht besser auf der Spitalseite dem Bahnhof ein paar Parkplätze und eine penibel saubere Unterführung für den Zubringerdienst von Westen spendieren.

Und was soll die Öffnung der Kreuzstrasse mit einem Lichtsignal in der Stadtmitte bringen? Weniger Verkehr auf dem Abschnitt der Bahnhofstrasse zwischen Lindenhof- und Kreuzstrasse während es auf den beiden Parallelen rauscht? Nein danke!

Es tut mir leid, die Vorschläge atmen für mich alle den Geist, dass der automobile Verkehr ein grundsätzliches Anrecht auf die vermeintlich kürzeste Verbindung hat.

Das Stadtzentrum erwacht gerade aus einer Dornröschenphase, es hat jetzt tatsächlich alles, was in den bestehenden und neu zu bauenden angrenzenden Quartieren auch mit grösster Mühe nicht herbeigezaubert werden kann: Leben, Wohnraum, Geschäfte, Begegnungsräume, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und eine gewisse Atmosphäre. Das soll für eine kurzfristige „Verbesserung“ der Ost-West Verbindung geopfert werden?

Felix Kuster

Antwort von Meister Ruedi:

vom 27. November 2013

Guten Tag Herr Kuster

Wir haben Ihre Stellungnahme zur BSB-Broschüre zur Kenntnis genommen. Grundsätzlich halten wir fest, dass auch wir im jetzigen Zeitpunkt keine Lösung anbieten können, die allen gerecht wird. Dazu fehlt eine Strategie. Sie wurde in Bülach verpasst und muss jetzt hauptsächlich für den Ost-West-Verkehr auf irgend eine, aber teure Art nachgeholt werden. Wie das aus der Broschüre klar hervorgeht, ist vor allem der unvollständige Stadtring das eigentliche Problem in Bülach. Die BSB will nun dazu beitragen, dass endlich eine Querverbindung geplant und absehbar auch realisiert wird. Bis es aber soweit ist, müssen die Strassen, die im Zentrum schon vorhanden sind, für diesen Zweck herhalten. Kreuz- und Lindenhofstrasse sind Verkehrsträger, die früher in beiden Richtungen den Bülachern und dem Ost-Westverkehr zur Verfügung standen, im Laufe der Zeit aber leider ohne Ersatz stark eingeschränkt wurden. Dadurch mussten Anwohner an anderen Strassen immer mehr unter zusätzlichem Verkehr leiden. Und inzwischen nehmen Verkehrsteilnehmer auch Quartierstrassen in Anspruch, die von solchem Verkehr eigentlich verschont bleiben sollten. Die genannten zwei Strassenzüge könnten bald ohne allzu grossen Kosten mindestens in je einer Richtung und vorübergehend geöffnet werden.

Wenn Sie die zwei vorgeschlagenen Lichtsignale an den empfindlichen Strassenknoten an der Zentrumsdurchfahrt in Frage stellen, verkennen sie die Verkehrssicherheit und die Gefahrenstellen. Zeitweise gilt doch an den Knoten, insbesondere bei der Kleider-Keller – Verzweigung fast das Faustrecht.

Ihre Philosophie mit dem Wasser hat sehr viel Wahres. Sie verkennen aber, dass Wasser umgeleitet werden muss, wenn es irgendwo überläuft. Und genau das hat eben in Bülach nicht stattgefunden, ohne dass andere darunter leiden mussten.

Sie wohnen noch nicht lange an der neuen Seemattstrasse und haben jetzt verständlicherweise ein persönliches Interesse daran, dass sie vom Verkehr wenn möglich ganz verschont bleiben und ihre vor kurzem entstandene Idylle im Seemattquartier erhalten wollen. Das haben die vielen Bülacher aber auch, die schon lange Zeit mit dem Erschwernis Zentrumsdurchfahrt leben müssen. Es ist egoistisch und kommt der Sankt-Florian-Politik sehr nahe, wenn Sie meinen, man könne die Situation mit wenigen Anpassungen im Hertiquartier und auf der Westseite des Bahnhofs lösen.

Mit freundlichen Grüssen
Ruedi Meister