Einwendungen zum Konzept Bülach Nord vom Stadtrat abgeschmettert

von Ruedi Meister, BSB-Mitglied

Das Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK) wurde anfangs 2014 während 30 Tagen öffentlich aufgelegt. Während der Auflagefrist konnte sich jedermann zur Planvorlage äussern und schriftliche Einwendungen vorbringen. Der Stadtrat hat sich nun dazu geäussert.

Überraschend sind sehr wenige Einsprachen eingereicht worden, obwohl doch mit der Realisierung des neuen Wohnquartiers im Norden von Bülach mit rund 2000 Einwohnern gravierende Folgen beim Strassenverkehr zu erwarten sind. Sie betreffen nicht nur diesen Stadtteil, sondern auch das Zentrum von Bülach. Fast sämtliche, darunter auch meine Einwendungen, wurden vom Stadtrat nicht berücksichtigt. Es ist unerklärlich und nicht nachvollziehbar, dass im Norden der Stadt zusätzliche 2000 Einwohner angesiedelt werden sollen, ohne dass das zum Teil schon heute überlastete Strassennetz der Stadt angepasst bzw. ergänzt wird. Staus und Behinderungen werden vor allem im Zentrum noch mehr auftreten. Es erweckt den Eindruck, dass in Bülach Nord ein Wohnparadies für Neuzuzügler entstehen soll, den Verkehr mit den unangenehmen Folgen sollen aber die bisher Niedergelassenen erleiden. Nachfolgend eine Erwiderung zu Begründungen des Stadtrates:

Neue Ost-West-Strassenverbindung

Mit den prognostizierten 2000 Einwohnern des geplanten Bülach Nord wird der Ost-Westverkehr und damit die Angelegenheit Zentrumsdurchfahrt immer prekärer und dringlicher. Es wurde vergessen, dass die Institutionen an der Hochfelderstrasse wie Bezirksgebäude, Katholische Kirche, Spital, Schulhaus Hinterbirch, Berufsschule und das Sportzentrum Hirslen mit Vita-Parcours, die alle zur hochgepriesenen Infrastruktur der Stadt gehören, von Osten her nur über die Zentrumsdurchfahrt oder über die Badenerstrasse und Autobahn erreicht werden können. Natürlich gehören auch Hochfelden und weiter westlich gelegene Dörfer dazu. Dies ist ein Mangel, der nur noch mit einer zusätzlichen Strassenverbindung von der Schaffhauser- zur Hochfelderstrasse gelöst werden kann.

Mit verhältnismässig erträglichen Kosten ist dies nur mit einem Viadukt über die Gleise beim Bahnhof Bülach und einer neuen Strasse durch den „Spital-Wald“ noch möglich. Ein solches Bauvorhaben beeinflusst aber die Planung von Bülach Nord, insbesondere vorgesehene Bauprojekte an der Schaffhauserstrasse. Wenn jetzt der Raum für die Strassenverbindung nicht reserviert und weiter verplant wird, kann es für kommende Generationen teuer werden. Die Planung der Ost-West-Strassenverbindung muss mit der höchsten Priorität an die Hand genommen werden.

Der Stadtrat hält in seinem Bericht aber unter anderem folgendes fest: Einer neuen Ost-West-Verbindung wird ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis prognostiziert. Die Kosten werden auf ca. 85 Mio. Franken geschätzt. Das Interesse des Kantons an der Realisierung einer solchen Verbindung (und damit sein finanzielles Engagement) ist nicht gegeben. Eine solche Verbindung stünde zudem im Widerspruch zur Wohnqualität. Im Weiteren müsste Wald gerodet werden.

Dazu folgende Bemerkung: Die Hochfelderstrasse ist eine Staatsstrasse (Nebenstrasse), auf der die Verkehrsfrequenzen ähnlich hoch sind, wie auf der Badenerstrasse. Es sollte eigentlich Pflicht der städtischen Behörden sein, sich beim Kanton dafür einzusetzen, dass auch der Ost-West-Verkehr Richtung Hochfelden so umgeleitet wird, wie derjenige nach Höri über die Autobahn, damit das Zentrum auf dieser Achse entlastet werden kann.

Weiter heisst es im Bericht: Damit eine neue Ost-West-Verbindung realisiert werden könnte, müssten die Rechtsgrundlagen geschaffen werden. Das heisst, eine entsprechende Verbindung müsste durch den Kanton Zürich im regionalen Richtplan festgesetzt oder durch den Gemeinderat Bülach (Legislative) im kommunalen Richtplan Verkehr festgesetzt und durch den Kanton genehmigt werden. Beides ist nicht vorgesehen und aufgrund der vorhandenen Entscheidungsgrundlagen auch nicht zweckmässig und somit unrealistisch.

Es ist schon sonderbar, wenn der Stadtrat von Entscheidungsgrundlagen schreiben kann, obwohl nicht einmal die Verkehrsfrequenzen auf den fraglichen Strassen genau ermittelt worden sind. Der motorisierte Verkehr durch das Stadtzentrum ist zu bestimmten Zeiten am Anschlag. Er wird auf der Ausfallstrasse nach Hochfelden erheblich zunehmen, wenn zusätzlich auch noch die Bewohner des neuen Quartiers Bülach Nord zu den zur Infrastruktur gehörenden Institutionen an der Hochfelderstrasse und weiter fahren, insbesondere auch mit jeder Erweiterung des Angebotes im Sportzentrum Hirslen (wie demnächst vorgesehen).

Alternativen für den Verkehr von und nach Hochfelden, aber auch Vorschläge für die längst fällige Schliessung des unvollendeten Stadtrings hat der Stadtrat keine. Mit unbelegten und unzutreffenden Begründungen weist er die Einwände zurück. Es wird sogar mit abschreckenden Kosten von geschätzten 85 Mio. Franken operiert, die sich auf eine Tunnelverbindung im Hertiquartier beziehen, die unrealistisch ist und nie genau berechnet wurde. Eine Tunnellösung habe ich überhaupt nie erwähnt. Auch mir ist bewusst, dass solche sehr teuer sind. Bei meiner Eingabe ging es vor allem darum, dass der Platz für eine oberirdische und wesentlich günstigere Verbindung von der Schaffhauser- zur Hochfelderstrasse festgelegt und reserviert wird, bevor der letzte mögliche und geeignete Standort der Brücke verbaut ist. Vorerst muss dies nun mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindert werden. Das Nichteintreten des Stadtrates zeigt, dass er immer noch nicht willens ist, sich einer verkehrsplanerischen Weitsicht zu bemüssigen.

Erweiterung der Hardwaldstrasse auf vier Fahrstreifen

Sodann wies ich in der Einwendung auf die aktuelle Verlängerung der kantonalen Autobahn A 51 (Projektierung läuft jetzt) durch den Hardwald hin. Sie hat zur Folge, dass die bestehende Hauptverkehrsstrasse (HVS 4) ersetzt und ungefähr parallel zur vier streifigen Autobahn geführt werden muss oder dass sie auch als vier streifig geführte Strasse den Status als Hauptverkehrsstrasse weiter behält. So oder so hat dies Auswirkungen auf das Strassennetz von Bülach-Nord, das gegebenenfalls entsprechend angepasst werden muss. Im BGK ist das praktisch kein Thema und im jüngsten Bericht zu den Einwendungen findet es der Stadtrat wiederum nicht für nötig, darauf einzugehen.

Dazu schreibt er: Das tragende Verkehrsnetz sind hauptsächlich die Staatsstrassen, weshalb allfällige Veränderungen auf der übergeordneten Ebene (Strassen von kantonaler und regionaler Bedeutung) stattfinden und finanziert werden müssten. Abgesehen von der laufenden Projektierung des Strassenausbaus durch den Hardwald (4-spurig gemäss Auftrag Kantonsrat) und den punktuellen Verbesserungen bei den drei Autobahnanschlüssen an die kantonale Autobahn A51 sind keine weiteren Projekte in Arbeit.

Mit dem Hinweis, dass es sich um Staatsstrassen handelt, untermauert er den Verdacht, dass er die Planung der kantonalen Obrigkeit überlässt. Ausserdem versucht er sein dürftiges Engagement in dieser Sache zu rechtfertigen. Die Angelegenheit ist schon etwas komplexer, als dass man sie mit einem Satz abtun kann. Schliesslich sind es wir Bülacher Einwohner, die mit einer verfehlten Verkehrs-Planung leben müssen. Nicht ganz uninteressant ist dabei, dass für dieses Bauvorhaben auch Bülacher Wald gerodet werden muss. Das brächte doch auch gewisse Vorteile bei Verhandlungen. Wo erfolgt denn der Realersatz?

Was muss jetzt geschehen?

Das Parlament muss sich das politische Recht einfordern und mit der Zukunft des Verkehrs in Bülach befassen. Das BGK und das Gesamtverkehrskonzept (GVK) nehmen zu wenig Rücksicht auf kommende und bereits heute erkennbare Entwicklungen. Das GVK des Stadtrates Bülach vom 23. Februar 2012 ist ausser Kraft zu setzen und zu überarbeiten. Damit dieses das nötige politische Gewicht erhält, muss es im Gemeinderat beraten und von diesem auch genehmigt werden.

Es geht also beim Ost-West-Verkehr um die Schaffung der Rechtsgrundlagen, die vom Stadtrat angestossen und mit dem Kanton erarbeitet werden müssen. Die Dringlichkeit lässt keinen Aufschub mehr zu. Der Verkehr wird uns ganz allgemein im Zusammenhang mit der Zentrumsdurchfahrt, Bülach Nord, Hardwald, aber auch den weiteren verkehrlichen Unzulänglichkeiten in Bülach wie die vorübergehende Öffnung der Lindenhofstrasse nach Westen oder das Fehlen einer Lichtsignalanlage beim gefährlichen Knoten Winterthurer-/Bahnhofstrasse und anderes mehr noch eine ganze Weile fordern.

Lesen Sie auch die umfassenderen Ausführungen in den BSB-Broschüren zur Zentrumsdurchfahrt, die vor den Wahlen in alle Haushaltungen von Bülach verteilt wurden.

Bülach, 15.7.2014