Brief an die Initiantin des vom Parlament abgelehnten Stadtblattes Bülach

 

Mitteilungsblatt Bülach
Brief an die Präsidentin des Initiativkommitees für ein Bülacher Stadtblatt, Frau Beatrice Cornaz

Sehr geehrte Frau Cornaz

Eine bessere (politische) Kommunikationskultur in Bülach ist dringend notwendig. Die Tageszeitungen kommen diesem Bedürfnis in keinster Weise nach. Es ist darum äusserst verdienstvoll, dass Sie sich dafür einsetzen, diese Lücke zu schliessen. Ihr Vortrag vor dem Parlament hat mich sehr beeindruckt, die vorgestellte Vernetzung der Initianten mit verschiedenen Organisationen ebenfalls. Sie haben sich die Aufgabe nicht leicht gemacht.

Sie beabsichtigen nun, Ihre Initiative dem Souverän vorzulegen und schaffen unter Umständen eine unbefriedigende Situation. Wenn Sie verlieren, führt Ihr grosser Einsatz zum Frust für die Initianten und Bülach hat weiterhin ein Informationsmanko. Wenn Sie gewinnen, hat Bülach zwar ein Mitteilungsblatt, aber nach wie vor nur halbwegs befriedigende Verbindungen der Bevölkerung zum politischen Geschehen. Weil das monatlich erscheinende Mitteilungsblatt für die amtlichen Publikationen aus dem Rathaus ungeeignet ist. Der täglich erscheinende ZU wird nur von Abonnenten gelesen, also sind die amtlichen Publikationen vielen Einwohnern unzugänglich. Um dieses Manko mit dem Mitteilungsblatt abzudecken, müsste es zwingend wöchentlich erscheinen.

Ich empfehle Ihnen, die Argumente der Parlamentarier aufzunehmen und Ihr grosses Netzwerk um die politischen Parteien zu erweitern. Persönlich glaube ich, dass Ihre Stossrichtung Erfolg hätte, wenn Ihr Mitteilungsblatt wöchentlich erscheinen würde und zum amtlichen Publikationsorgan mutiert. Allerdings muss ernsthaft geprüft werden, ob Ihr Ziel nicht mit einem ausgebauten, wöchentlich erscheinenden Wospi, erreicht werden könnte. Die Stadt Bülach bewegt sich derart schnell und intensiv, dass ein elf Mal erscheinendes Mitteilungsblatt unmöglich genügt.

Liebe Frau Cornaz, ich fände es schade, wenn Ihre grundsätzliche Stossrichtung fallieren würde. Darum empfehle ich Ihnen, an Ihrem Konzept im Sinne der parlamentarischen Argumentation zu arbeiten und neu zu lancieren. Das hiesse, die Initiative zurückzuziehen. Wenn Sie eine Einigung mit Stadtrat und Gemeinderat finden können, wäre Bülach sehr gedient. Ich glaube nicht, dass der rein finanzielle Aspekt Mutter der negativen Voten war. Vielmehr war man nicht bereit, Geld auszugeben um danach dennoch keine befriedigende Lösung zu bekommen.

Die Stadtrat der letzten Amtsperiode, der Ihnen eine Volkinitiative vorschlug, war kraftlos und die Empfehlung nicht zielführend. Führungsstark wäre gewesen, hätte er mit Ihnen einen mehrheitsfähigen Ansatz  erarbeitet und zusammen mit dem Gemeinderat zur Entscheidung geführt. Ich habe den Verdacht, der damalige Stadtrat wollte Sie mit seiner Empfehlung abschütteln, hat damit aber Ihre Durchsetzungskraft unterschätzt.

Vielen Dank für Ihr Engagement und für Ihr Gehör.

Mit besten Grüssen
Bruno Wermelinger