Bülacher Verkehrsnetz

 

Bülacher Verkehrsnetz ungenügend!

Von Ruedi Meister, Bülach

Massive Verkehrszunahme

Man kann es nicht genug erwähnen, dass Bevölkerung und Motorfahrzeuge in den letzten Jahren ungewöhnlich stark zugenommen haben. Logische Folge ist vermehrter Verkehr auf Strasse und Schiene. Dem gegenüber sind aber immer mehr Tendenzen zu erkennen, die den motorisierten Verkehr einschränken und behindern. Das gilt sowohl für den öffentlichen Verkehr (öV) als auch für den motorisierten Individualverkehr (MIV).

Bevölkerung

Bülach hat seit 1990 über 5000 mehr Einwohner, das ist eine Zunahme von rund 40 Prozent. Verschiedene Prognosen gehen dahin, dass in den nächsten Jahren nochmals so viele Einwohner dazukommen werden. Relativ viele fertiggestellte Wohnungen sind im Moment noch nicht besetzt. Trotzdem sind bereits weitere Gross-Bauplätze erkennbar oder Gegenstand von Planungen. Bekannt sind solche im Norden von Bülach, dem Herti- und Bahnhofquartier, im Mettmenriet, am Eck Schaffhauser- / Winterthurerstrasse und auf dem Ettersbüel. Zur Zeit sind auf grösseren Bauplätzen im Erachfeld und Bergkapellgebiet Bauten im Entstehen begriffen.

Motorfahrzeuge

Im gleichen Zeitraum haben die Motorfahrzeuge in der Stadt Bülach um fast 4500 Einheiten zugenommen, das sind sogar über 60 Prozent. Bülach ist da kein Einzelfall. Auch der Bezirk verzeichnet in der gleichen Zeitdauer eine Zunahme von rund 34 Prozent. Eine Trendwende ist nicht festzustellen.

Verkehrsnetz

Das Verkehrsnetz von Bülach ist in dieser Zeit praktisch gleich geblieben. Mehrere Strassenzüge wurden in ihren Ausmassen eingeschränkt oder der Durchgang sogar gekappt. Das hatte Folgen auf die Verkehrsdurchlässigkeit. Dass dadurch gewisse Knotenpunkte und Strassen heute schon in den Abendspitzenstunden an die Kapazitätsgrenze stossen, verwundert eigentlich unter den gegebenen Umständen nicht. Dass aber keine Bestrebungen im Gang sind, die die täglich immer mehr auftretenden, unbefriedigenden Zustände verbessern könnten, erstaunt doch sehr.

Die Beobachter Stadt Bülach (BSB) warnten

Im Vorfeld der städtischen Wahlen im Jahre 2013 wiesen die Beobachter Stadt Bülach (BSB) mittels Broschüren in alle Haushaltungen auf diese Problematik hin. Nichts geschah seither. Weder durch Verlautbarungen des Stadtrates noch durch Aktivitäten des Gemeinderates. Nachhaltiges muss nun endlich in Angriff genommen werden. Die Wege zur Realisierung entsprechender Bauvorhaben sind lang und notwendige Bauwerke werden nicht billiger, wenn das Problem vor sich her geschoben wird. Ausserdem hat der Steuerzahler auch noch ein Wörtchen mitzureden, was den Prozess nicht einfacher macht. Einsichten müssen im Volk reifen. Diesbezüglich wird an die Entstehung der Unterland-Autobahn und den Bau der Schaffhauserstrasse in Bülach anfangs 1970 erinnert. Nachfolgend zu den aktuellen Schwachstellen in Bülach.

Bahnhof Bülach und Bahnhofstrasse

Mit wenigen Anpassungen präsentiert sich heute der Bahnhof Bülach noch in der ursprünglichen Form wie an der Einweihung im Jahre 1876 (1900 erneuert). Systemänderungen fanden nicht statt. Merkmal ist, dass es sich um einen sogenannten Inselbahnhof handelt. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass sich praktisch der Grossteil des Verkehrs vom und zum Bahnhof über die Bahnhofstrasse abwickeln muss. Das Stadtzentrum wird dadurch massiv mit unnötigem Verkehr belastet. Das Vorhandensein von zwei Bushöfen (Herti und alter Güterbahnhof) vereinfacht den Passagierverkehr keineswegs. Ab Bahnhof verkehren sieben Buslinien. Im Dezember dieses Jahres findet ein grösserer Fahrplanwechsel statt. Voraussichtlich ab 2018 – vielleicht auch etwas später – kommt dann grossflächig der Viertelstundentakt bei den Bussen. Wenn am Fahrplan nicht grundlegendes geändert wird, kann man sich schon heute ein Bild machen, was das heisst, wenn doppelt so viele Busse die Bahnhofstrasse in beiden Richtungen in gleichen Intervallen befahren. Das sind dann rund 350 Kurse an Werktagen.

Allein diese Tatsachen wären im Zusammenhang mit den Planungen um Bülach Nord triftige Gründe gewesen, ernstlich zu hinterfragen, ob sich das Bahnhof- und Bussystem noch in einem zeitgemässen Zustand befindet. Wäre da ein zukunftsweisender Schritt nicht schon längst überfällig? Nach wie vor sind keine Strategien mit Weitblick auszumachen.

Im Gegenteil, in einem Bericht des Büros Beratende Ingenieure Buchhofer über die Verkehrliche Analyse Zentrumsdurchfahrt und Erschliessung Bahnhof (30.8.2013) wurden verschiedene Varianten zur Erschliessung des Bahnhofgebietes erwähnt, aber bis auf eine Ausnahme allesamt verworfen. Ausserdem stützten sich die Erwägungen zum Teil auf frühere, nicht fundierte Abklärungen eines ortsansässigen Vermessungsbüros. Der Bericht schliesst mit nur einem weiter zu verfolgenden Vorschlag, einen Tunnel von der Schaffhauserstrasse (wenig nördlich des Bahnviadukts Dammstrasse) bis zur Verzweigung Hochfelder-/Badenerstrasse zu bauen. Die Erschliessung des Bahnhofplatzes sollte mit einem Kreiselanschluss (ebenfalls unterirdisch) in der Nähe der heutigen Personenunterführung zur Spitalstrasse gewährleistet werden. Aufgrund der heutigen Situation im überbauten Gebiet ein absolut unrealistischer Vorschlag! Sehr erstaunlich ist aber, dass eine Variante noch nie aufs Tapet kam.

Die Winterthurer-Bahnlinie könnte unter­irdisch in den Bahnhof Bülach geführt werden. Dadurch entstünde über den Gleisen ein grosser, für Bülach würdiger Bahnhofplatz. Eine echte Nahtstelle zwischen Bahn und Bus. An- und Wegfahrten der Busse – auch Durch­fahrten – wären über die Schaffhauser- und Bahnhofstrasse niveaugleich möglich. Auch für den Individualverkehr ergäben sich grosse Vereinfachungen und neue Perspektiven.

Neue Bushaltestellen beim Sonnenhof

Am 6. März 2015 erfolgte eine Bauausschreibung für die neue Bushaltestelle Sonnenhof an der Bahnhofstrasse. Schon Ende dieses Jahres will die Obrigkeit die bestehende Bushaltestelle (Fahrtrichtung Altstadt) auf zwei neue Haltestellen aufteilen. Die vorhandene Busbucht will sie aufheben und den frei werdenden Platz den Fussgängern zur Verfügung stellen. Haltestelle 2 soll vor Optikergeschäft Fielmann und Haltestelle 3 anliegend an die Neubauten des Seemattquartiers auf der Winterthurerstrasse platziert werden. Diese Haltestellen sind als Fahrbahnhaltestellen vorgesehen. Der Stadtrat hat es vor noch nicht langer Zeit verschlafen oder bewusst unterlassen, beim Bau des neuen Seematt-Quartiers auf der Winterthurerstrasse für eine optimale Haltestelle vorzusorgen. Fest steht schon jetzt, dass das Haltestellenprojekt schwerwiegende Mängel aufweist. Die Verkehrsströme werden sich gegenseitig so behindern, dass der Verkehr vermutlich nicht nur in Stosszeiten kollabiert. Ein ordentlicher Verkehrsablauf im oberen Städtchen wird verunmöglicht. Die Kosten für diese Änderungen werden auf Fr. 465’000 geschätzt.

Busverkehr auf zu schmalen Strassen

Die Busse des öV haben es in Bülach schwer, weil die Strassen für die 2.50 Meter breiten Fahrzeuge einfach zu eng sind. Motorfahrzeuge incl. Busse sind genötigt über längere Zeit hinter langsam fahrenden Fahrzeugen, auch Radfahrern, herzufahren. Ein Überholen ist nicht möglich. Zudem ist es in Bülach bei Quartiererschliessungen bereits zur Normalität geworden, dass auf den Bau von Abbiegespuren verzichtet wird. Aber auch an verschiedenen Orten auf stark befahrenen Strassen fehlen solche. Das behindert die freie Fahrt enorm. Nochmals! Nicht nur für den Individualverkehr, sondern ganz besonders für die an den Fahrplan gebundenen Busse. Verspätete Ankünfte im Bahnhof Bülach werden dadurch immer mehr zur Regel. Bei einer Verdichtung des Busfahrplans, wie er bereits in Aussicht gestellt wird, wird das noch mehr zu beobachten sein. Es ist höchste Zeit, dass die Fahrbahnstabilität zwischen Bus und Bahn wieder hergestellt wird.

Verzweigung Bahnhof-/Winterthurerstrasse (beim Kleidergeschäft Keller)

Die Situation auf der Verzweigung Winterthurer-/Bahnhofstrasse wird im Hinblick auf den Viertelstundentakt der Busse unerträglich. Sie muss endlich mit einem Lichtsignal ausgestattet werden. Die Verkehrssicherheit ist hier mit den grossen Fussgängerfrequenzen schon lange nicht mehr gewährleistet. Die Unfallstatistik ist dafür nicht aussagekräftig, dazu ist das Studium der Situation vor Ort notwendig. Mit einem Lichtsignal kann der öffentliche Verkehr vorteilhaft bevorzugt und die übrigen Verkehrsteilnehmer können die Strassenverzweigung geordneter und gefahrloser benützen.

Zentrumsdurchfahrt mit unnötigem Ost-West-Verkehr

Der Knoten am Untertor, die Altstadtumfahrung und die Zentrumsdurchfahrt sind heute am Abend am Anschlag. Darunter leidet nicht nur der motorisierte Individualverkehr sondern vor allem der öffentliche Busverkehr. Alternativen zur Umfahrung sind für die Durchfahrt von der Schaffhauser- zur Hochfelderstrasse keine vorhanden. Für die Entlastung des Zentrums ist eine solche aber erforderlich.

Diese Verbindung bietet sich nur noch auf der schon mehrfach erwähnten, neu zu bauenden Strasse zwischen der Schaffhauser- zur Hochfelderstrasse an. Ein Viadukt über die Gleise (anstelle der geplanten Passerelle für den Fuss- und Veloverkehr) und weiter durch den „Spitalwald“.

Sie wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch mit wenigen baulichen Hindernissen zu realisieren und im Zusammenhang mit dem Vorschlag eines unterirdischen Bahnhofs für die Winterthurer-Eisenbahnlinie und dem neuen Bahnhofplatz geradezu eine optimale Ergänzung des Verkehrsnetzes in Bülach. Der Gordische Knoten im Zentrum könnte damit wirkungsvoll gelöst werden.

Bezüglich der Zentrumsdurchfahrt ist der Kanton genau so gefordert wie die Stadt Bülach, denn bei Durchfahrten von Ost nach West (Hochfelden und Höri) handelt es sich um Staatsstrassen, die in den Zuständigkeitsbereich der Kantonsregierung fallen.

Heute weist die Ost-West-Verbindung durch die Stadt Bülach so grosse Frequenzen auf, wie die Nord-Süd-Achse. Die Behörden der Stadt Bülach müssten beim Kanton eine neue Ost-West-Verbindung einfordern, die das Zentrum entlastet. Ausserdem wäre es an der Zeit, dass sich der Stadtrat auch für den Dettenbergtunnel stark macht. Nur mit diesem Bauwerk ist Bülach inskünftig generell von unnötigem Durchgangsverkehr, insbesondere aber vom Ost-West-Durchgangsverkehr zu befreien.

Postzufahrt und Erschliessung der Überbauung Winterthurerstrasse

Das Bauprojekt der Überbauung Winterthurerstrasse (vis à vis Postparkplatz) wurde am 12. Dezember 2014 in der Tagespresse amtlich ausgeschrieben. Die Baugespanne sind während dem Verfahren aufgestellt worden. Den entsprechenden Quartierplan setzte der Stadtrat aber bereits mit Beschluss vom 14. November 2007 fest. Darin wird aufgeführt, dass der Verkehrs-Ingenieur zum Schluss komme, dass die Knotensituation mit der Sonnmattstrasse nicht attraktiv aber zumutbar werde. Auch die Auswirkungen auf die übergelagerten Verkehrsknoten seien tragbar. Hingegen werde die Verkehrssituation Seematt (Zufahrt Post) kritisch. Dieses Problem könne allerdings ausserhalb des Quartierplans gelöst werden und sei nicht Aufgabe desselben. Im Vorprüfungsbericht der Baudirektion vom 24.7.2007 wird festgehalten, dass die Einmündung der Seemattstrasse als ungenügend bewertet wird. Diese unbefriedigende Situation sollte von der Stadt Bülach geklärt werden.

Dagegen wurde rekurriert. Es wurde eine Anbindung an die Schaffhauserstrasse gefordert. Da in ca. 30 Meter Entfernung der Sonnmattstrasse die Verzweigung mit der Seemattstrasse zur Poststelle und zu 50 öffentlichen Parkplätzen liege, sei ein Verkehrschaos vorprogrammiert. Die Baurekurskommission IV des Kantons Zürich lehnte am 16. Oktober 2008 den Rekurs u.a. mit folgender Begründung ab. „Der Ausbau der Sonnmattstrasse mit einer Fahrbahnbreite von 6 m, einem 2 m breiten Trottoir und einem für Lastwagen dimensionierten Kehrplatz ist für das erwartende Verkehrsaufkommen völlig ausreichend dimensioniert.“ Weiter wörtlich: „Sodann wird auch dem Linksabbiegeverkehr von der Winterthurerstrasse in die Sonnmattstrasse Rechnung getragen, indem eigens eine Abbiegespur angelegt werden muss. Für den Fall, dass die Leistungsfähigkeit der Ausfahrt sich entgegen der Prognose als ungenügend erweisen sollte, wären zusätzliche Massnahmen denkbar wie insbesondere ein Linksabbiege-Verbot für Ausfahrten aus der Sonnmnattstrasse.“(Anm.: Richtung Winterthur?). Wie kommen denn die Bewohner nach Winterthur? Auf den Hinweis der 30 Meter entfernten Einfahrt zur Post und einem möglichen Verkehrschaos, ging die Rekursbehörde überhaupt nicht ein. Das ist doch äusserst bedenklich, geht es doch hier um eine sehr wichtige Verkehrsbeziehung.

Wie erwähnt erfolgte im Dezember 2014 die Ausschreibung dieses Bauprojektes. Dabei wurde wiederholt, dass der Anschluss an die Winterthurerstrasse nicht Gegenstand des Quartierplans sei. Eine Anfrage beim Bauamt Bülach ergab, dass am besagten Ort an der Winterthurerstrasse nichts verändert werde. Es bleibe beim Alten. Die Ein- und Ausfahrt zur Post wird damit noch problematischer. Die Staus werden sich mehren und die Verkehrssicherheit wird im Bereich der beiden Einmündungen arg geschmälert. Obwohl inzwischen aufgrund von Verkehrszählungen feststeht, dass die Winterthurer- gegenüber der Schaffhauserstrasse ein grösseres Verkehrsaufkommen aufweist, findet es die Behörde nicht für nötig, über die Bücher zu gehen. Ausserdem schwerwiegend: Stadt und Kanton missachten Auflagen, die in einem kantonalen Rekursentscheid bestätigt worden sind (siehe oben).

Neues Verkehrsregime im Erachfeld (Feld- und Ifangstrasse)

Aufgrund von Verkehrsproblemen im neu entstandenen Bülach-Süd, will der Kanton und der Stadtrat Bülach auf der Grenz- und Feldstrasse ein anderes Verkehrsregime einführen. Mit dem geplanten Bau der Ifangstrasse (Parallelstrasse zur Feldstrasse) wird versucht, ein Problem zu mildern, das die Bülacher Einwohner nicht verursacht, finanziell aber mitzutragen haben. Als Dank haben sie Umwege und Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Im Moment drängt sich der Bau dieser Strasse überhaupt nicht auf. Die Verkehrssituation hat sich mehrheitlich eingependelt, auch wenn auf der minimal ausgebauten Grenz- und der Feldstrasse zu Stosszeiten Staus entstehen. Vor allem an Samstagen und am Abend, wenn Verkaufsaktionen angesagt sind und die vorhandenen Parkfelder in Verkaufsgeschäften bald einmal besetzt sind.

Die Begründung für einen Einbahnverkehr auf der Feldstrasse ist nicht plausibel und rechtfertigt eine solche Massnahme nicht. Die Verkehrsfrequenzen sind es ganz sicher nicht. Es gibt auch keine Gründe, um den Bülachern die Zu- und Rückfahrt zu erschweren. Ihre Bedürfnisse werden ignoriert und die Wohnqualität geschmälert. Mit den angestrebten Massnahmen wird der Verkehr auf der Zürcherstrasse noch mehr zunehmen und schliesslich kollabieren.

Ausserdem leuchtet es nicht ein, warum im Mittelteil der Feldstrasse, wo praktisch keine Verlustzeiten für den öffentlichen Verkehr entstehen, auf Kosten des übrigen Verkehrs eine separate Busspur und Fahrbahnhaltestellen erstellt werden sollen. Die Teilstücke der Tempo-30-Zone auf der schmalen Feld- und Allmendstrasse sind dagegen für Busse echte Fahrzeiten-Killer. Das ruft gemäss richtiger Analyse nach der Massnahme, die vorhandenen seitlichen Verengungen wieder rückgängig zu machen oder grosszügiger zu platzieren. Die Fahrbahnschwellen können belassen werden, da sie für die Busse praktisch keinen Einfluss haben (breitere Fahrspur).

Hardwaldstrasse (HVS 4) nördlich von Bülach

Der Vollständigkeit halber wird auch daran erinnert, dass die Hardwaldstrasse schon seit Jahren, ja Jahrzehnten, wegen dem Kreisel Kreuzstrasse, aber auch wegen der fehlenden Umfahrung von Eglisau tagtäglich Staus verursacht. Das löst in Bülach und anderen Ortschaften unerwünschten Schleichverkehr aus. Die Gegenmassnahmen werden sehr zögerlich an die Hand genommen und kommen nur mühsam in Gang. Die Frage stellt sich auch hier, ob sich die Regierungen genügend für die Bevölkerung einsetzen.

Fehlende Verkehrszahlen

Ein grosser Mangel in Sachen Verkehr sind die in der Stadt Bülach nie erhobenen flächendeckenden und fortgesetzt aussagekräftigen Verkehrszählungen auf den wichtigsten Strassenzügen. Nur aufgrund gesicherter Zahlen – auch der Entwicklung – ist es möglich, nachhaltige Verkehrsentscheide zu treffen. Es ist doch bezeichnend, dass z.B. der Kanton bis vor kurzem in einem Verkehrsmodell bei der Winterthurerstrasse von prognostizierten Verkehrsmengen ausging, die aufgrund von darnach ermittelten Daten um rund 270% unterschätzt worden sind. Es wurde bis anhin stets die Meinung vertreten, dass die Schaffhauserstrasse höhere Frequenzen aufweise als die Winterthurerstrasse. Dies wurde nun klar widerlegt. Die Winterthurerstrasse ist aber nach wie vor tiefer eingestuft als die Schaffhauserstrasse, obwohl diese seit der Eröffnung der Unterlandautobahn (Umfahrung Nord-Süd) in der Bedeutung eher unterzuordnen wäre. Das hätte auch andere Überlegungen bezüglich der Überbauung an der Winterthurerstrasse, z.B. Anschluss an die Schaffhauserstrasse, erlaubt. Ganz speziell würden die aktuellen Verkehrszahlen auf der Ost-Westachse interessieren, namentlich auf der Badener- und Hochfelderstrasse. Auf letzterer konkret auch die Bewegungen im Bereich der Verzweigungen mit der Spitalstrasse und zur Sportanlage Hirslen.

Gesamtverkehrskonzept mit schwerwiegenden Mängeln

In den letzten Jahren wurden in Bülach für teures Geld viele Akten mit Titeln wie Bericht, Studie, Testplanung, Leitbild, Konzeptskizze etc. produziert. Das Gesamtverkehrskonzept (GVK), das vom Stadtrat 2012 unter Umgehung des Parlamentes in Kraft gesetzt wurde, ist politisch zu wenig abgestützt. Es hat schwerwiegende Mängel. Vor allem aber ging der Stadtrat nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit auf bereits heute erkennbare Entwicklungen ein. Das GVK bietet keine wirkungsvollen Lösungen für die anstehenden Probleme an. Es ist durch den Gemeinderat sofort ausser Kraft zu setzen und zu überarbeiten. Der Stadtrat wird sonst dauernd Ärger damit haben.

Solange das Verkehrsnetz in Bülach nicht erweitert und optimiert ist, muss das Projekt Bülach Nord zurück gestellt werden.

Schlussbemerkungen

Die Politiker von Bülach sind aufgerufen, sich ernsthaft und ohne Verzug mit der Verkehrsplanung zu befassen und bei der Realisierung von Massnahmen für einen besseren Verkehrsablauf in der Stadt einzustehen. Wir alle sind gefordert, den folgenden Generationen Voraussetzungen für ein lebenswertes und gut funktionierendes Bülach zu schaffen. Das Verschieben auf später ist die schlechteste Lösung.